70 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschlands
des Innern von China. Die Öffnung einer Anzahl Küstenplätze fin-
den Handel mußte von den europäischen Staaten mit Gewalt erzwungen
werden. Das Innere von China ist aber dem fremden Handel noch
fast vollständig verfchloffen. Nur einige kurze Eisenbahnlinien sind
bisher von der Küste aus erbaut worden (wie die Bahn von Tientfin
nach Peking, die deutsche Bahn von Tfingtau nach Westschantung
[j. Kiautschöu] und die russische Bahn durch die Mandschurei) oder im
Bau begriffen. Von künstlichen Wasserstraßen sei der Kaiser-Kanal,
der Südchina mit Nordchina verbindet, genannt. Durch die stärkere
Entwicklung der Küstenschiffahrt hat er jedoch an Bedeutung
verloren. Während China nur widerstrebend in den Handelsverkehr
getreten ist, sucht sich Japan, die Bedeutung seiner Meereslage klar
erkennend, in rühriger Tätigkeit den ihm zukommenden Anteil am
Welthandel und Weltverkehr zu sichern. Die wichtigsten Handels-
Plätze an der chinesischen Küste sind Schanghai, Canton, Tientsin,
der Hafenplatz für Peking, die englische Stadt Hongkong und die
deutsche Stadt T sing tau. China liefert ans den Weltmarkt Haupt
sächlich Seide und Seidenwaren, Tee, Baumwolle, Häute und Felle,
Bohnen und Bohnenkuchen und Strohgeflechte. Der Handel Japans
wird hauptsächlich durch Iokohama, Nagasaki (uaugasaki) und Kobe
vermittelt. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind Seide und
Seidenwaren, Baumwollwareu, Kupfer, Kohlen, Tee, Zündhölzer
und Kampfer.
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Das Wirtschaftsreich Ostasieu hat wegen seiner Naturreichtümer und
großen Bevölkerung auch für den deutschen Handel eine große
Bedeutung. Es ist günstig, daß Deutschland in diesem wichtigen
Gebiete, indem es von China das Pachtgebiet Kiautschöu erwarb,
sich rechtzeitig einen günstig gelegenen Stützpunkt für die Handels- und
Kriegsflotte gesichert hat. Durch Ausführung von Bahnbauten indo-
chinesischen Provinz Schantung, Eröffnung von Kohlenbergwerken
an diesen Eisenbahnlinien und durch Hinlenkuug des Ausfuhrhandels
von Schantung nach der neuen deutschen Hafenstadt Tfingtau hat
Deutschland diese Gunst bereits vorteilhaft ausgenutzt. Größere
Vorteile dürften sich noch im Laufe der Zeit mit dem wirtschaftlichen
Erwachen und Erstarken des Riesenreiches China aus dem Besitz des
Stützpunktes Kiautschöu ergeben. Im Dienst des deutschen Handels
sind ferner zahlreiche deutsche Handelshäuser tütig, die ihren Sitz
in den chinesischen und japanischen Handels- und Hafenstädten, namentlich
in Schanghai haben.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands China China Peking Nordchina China Japan Schanghai Tientsin Peking Hongkong China Japans Deutschland Deutschland China Schantung Deutschland China Stützpunktes_Kiautschöu Schanghai
94 Welthandel und Weltverkehr und Deutschlands Weltstellung.
h) Kautschuk. Der in jüngster Zeit sehr wichtig gewordene
Kautschuk wird hauptsächlich in den Urwäldern Afrikas und Amerikas
von wildwachsenden Gummipflanzen gesammelt. Deutschland mußte 1908
sür fast 70 Mill. M. Kautschuk und Gummi kaufen, nahm aber
30 Mill. M. für Kautschuk- und Gnmmiwaren ein. Deutschlands
Kolonien liefern ebenfalls Kautschuk; so führte Ostafrika 1907 für 2,
Kamerun für 73/5 und Togo für lvio Mill. M. Kautschuk aus.
i) Öl. Von ölliefernden Pflanzen besitzen die Mittelmeerländer
den Ölbaum, die übrigen europäischen Länder Raps und Lein, die
wärmeren Länder und die Tropen die Baumwollstaude und die Palmen-
arten. Deutschland sührte 1908 für 220 Mill. M. mehr Öl und
ölliefernde Produkte ein als aus. Aus seinen Kolonien bezog es 1907
für etwa 3 Mill. M. ölliefernde Produkte.
k) Holz. In Europa besitzen Rußland, Skandinavien und Österreich
in ihren großen Waldungen mehr Holz, als sie verbrauchen. Die
wertvollen Hölzer der tropischen Urwälder werden erst zum geringen
Teil verwertet. Deutschland hat einen großen Mehrbedarf an Holz,
für den es 1908 über 250 Mill. M., hauptsächlich an Österreich-
Ungarn, Rußland, Schweden und die Vereinigten Staaten zahlen mußte.
2. Tierische Erzeugnisse.
a) Tiere, Fleisch, Eier, Butter, Käse, Schmalz und Talg.
Viele Gegenden Deutschlands sind für die Viehzucht zu wertvoll geworden.
Deshalb muß Deutschland viele tierische Erzeugnisse einführen. Die
Hauptgebiete der Viehzucht sind heute die trockenen Grasländer
Amerikas, Südafrikas und Australiens. Für die Rinderzucht siud auch
Dänemark, Südschwedeu, Finnland, Rußland und Sibirien wichtig.
1908 zahlte Deutschland für eingeführtes Vieh 180, für Federvieh 40,
Fleisch 20, Eier 130, Milch 20, Butter 75, Käse 25, Schmalz und
Ölmargarine 125 und Talg 10, zusammen über 600 Mill. M. Rindvieh
bezieht es hauptsächlich aus Österreich-Ungarn und Dänemark, Pferde
aus Belgien, Eier aus Rußland und Österreich-Ungarn, Butter aus
Rußland und den Niederlanden, Käse ebenfalls aus den Niederlanden,
fowie aus der Schweiz und Schmalz aus den Vereinigten Staaten.
"~~b) Häute, Därme, Wolle, Pelzwerk. Auch für diese Erzeugnisse
mußte Deutschland 1908 viel Geld ausgeben, für Häute, die meist aus
Argentinien kommen, 135, für Haare von Pferden 10, für Därme 35,
für Schafswolle, die ebenfalls vorwiegend Argentinien liefert, 300,
Wollengarn 25 und für Pelzwerk und Felle 50 Mill. M, zusammen
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Afrikas Amerikas Deutschland Deutschlands Ostafrika Kamerun Togo Deutschland Europa Skandinavien Deutschland Ungarn Schweden Deutschlands Deutschland Amerikas Australiens Finnland Sibirien Deutschland Belgien Niederlanden Niederlanden Vereinigten_Staaten Deutschland Argentinien Argentinien
Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich.
65
Besonders blühte das Baumwollgewerbe auf, in der Umgegend von
Calcntta ferner das Jutegewerbe (warum dort?). Aus Persien
stammen die kostbareu persischen Teppiche, während in Arabien die
Waffenschmiedekunst schon früh eine bedeutende Blüte erreichte.
Die Beteiligung am Welthandel. Durch hohe Randgebirge und §
durch große Wüsten und Halbwüsten wird die Teilnahme am Welt-
Handel erschwert, durch tief eingreifende Meeresbuchten aber erleichtert.
Die Araber benutzten die regelmäßig eintretenden Monsnnwinde für
die Schiffahrt nach den benachbarten Küsten Afrikas, wo sie wichtige
Handelsplätze, wie Sansibar, gründeten. Während das Eisenbahn-
Wesen in Arabien (dieses besitzt nur die Mekkabahn, die hauptsächlich
dem Pilgerverkehr dient) und Persien noch am ersten Anfange der
Entwicklung steht, hat das vorwiegend ebene, dicht bevölkerte Vorder-
indien durch die Engländer bereits ein sehr verzweigtes Eisenbahnnetz
erhalten. Ein großes Ländergebiet, namentlich das einst so blühende
Mesopotamien, wird durch die im Bau begriffene Bagdadbahn der
Kultur und dem Handel erschlossen werden. Auf den Weltmarkt
liefert heute Indien hauptsächlich Tee (von Ceylon und aus Asfam),
Reis (aus Birma), Kaffee (ebenfalls von Ceylon), Jute (aus Ben-
galen), Kopra (von Ceylon und den Keelings- oder Kokosnußinseln),
Baumwolle (vom Hochland von Dekan), Opium (ebenfalls vom
Hochland von Dekan) und Graphit (von Ceylon), Persien Tabak,
Opium, Baumwolle, Teppiche und Perlen (aus dem Persischen
Meerbusen), das Mündungsland des Euphrat und Tigris Datteln
und Arabien Datteln und Kaffee (Mocca).
Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches sür Deutschland.
Kolonien oder Stützpunkte für die Flotte besitzt Deutschland in dem
Wirtschaftsreiche nicht. Trotzdem unterhält es mit ihm rege Handels-
beziehnngen, und durch den Bau der Bagdadbahn, an dem Haupt-
sächlich deutsches Geld beteiligt ist, wird Deutschlands wirtschaftliche
Stellung noch wesentlich gefestigt werden; denn diese Bahn ist eine
Fortsetzung der Orientbahn und der ebenfalls mit deutschem Gelde
erbauten Auatolischen Bahn und wird mit diesen zusammen eine durch-
gehende Verkehrslinie aus Mitteleuropa bis zum Persischen
Meerbusen bilden.
Einen regen Warenaustausch unterhält Deutschland besonders mit Britisch-
Indien; er betrug i. I. 1908 fast 305 Mill. Mark in der Einfuhr (Jute, Reis,
Baumwolle, Rindshäute, Raps, Kopra) und 95 Mill. Mark in der Ausfuhr, zusammen
also nicht weniger als 400 Mill. Mark. Hierzu kam die Einfuhr aus Ceylon im
Werte von 18 Mill. Mark und die Ausfuhr dorthin im Werte von 2 Mill. Mark,
Der Handel mit Persien ist noch unbedeutend (Einfuhr 4, Ausfuhr 1 Mill. Mark),
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe <2111, 5
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Extrahierte Personennamen: Calcntta
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Sansibar Persien Mesopotamien Indien Ceylon Birma Ceylon Ceylon Ceylon Persien Persischen
Meerbusen Deutschland Deutschland Deutschlands Mitteleuropa Persischen
Meerbusen Deutschland Indien Ceylon
Die schwäbisch-bayerische Hochebene.
115
d. s. die sumpfigen Niederungen i. Sw. des Kaukasus seine wichtigsten Anbau-
gebiete. Die ägyptischen Mumien sind in Leinwand eingehüllt. In Palästina
wurde schon vor der Einwanderung der Israeliten Flachsbau betrieben. Leinene
Kleider galten bei allen orientalischen Völkern als die reinlichste und feinste
Tracht. Wie in Aegypten und in anderen Ländern des Orients für die Priester
das Tragen leinener Kleider Vorschrift war, so musste auch bei den Juden der
Hohepriester vor dem Betreten des Allerheiligsten ein Gewand von Leinen an-
legen. Zu den Griechen wurde die Leinwand von den Phönizie rn gebracht
(phöniz. kitonet, griech. /naiv = Leinwand). Beide Völker haben aber weniger
den Flachs selbst angebaut, als vielmehr das Spinnen und Weben der Flachs-
faser und das kunstvolle Färben der Leinwand ausgebildet, sowie den Handel
mit diesen Erzeugnissen betrieben. Von den Griechen lernten die Börner den
Flachs, seinen Anbau und seine Behandlung kennen. Das Land Etr uri en,
nördlich von Bom, ist ein altes Flachsbaugebiet. (Mitteil. v. Plinius ü. d. Flachs-
bau i. Oberitalien). Mehr aber noch als in Italien selbst bürgerte sich diese
wichtige Kulturpflanze in den römischen Provinzen Spaniens, Galliens und
Germaniens (in den feuchten, nebeligen Ebenen der Barbaren, wie Plinius
i. 19. Buche mitteilt) ein. Ein leinenes, mit roter Farbe geschmücktes Kleid war
schon zu den Bömerzeiten der Stolz der germanischen Frauen; sie sassen in
ihren unterirdischen Wohnungen, mit Spinnen und Weben beschäftigt (s. Plin.j.
Von den Schiffahrt treibenden Küstenvölkern wurde der Flachs auch zur Her-
stellung von Segeln verwandt, und erst die Verbreitung des Flachsbaues machte
also die kriegerischen Seefahrten in späteren Jahrhunderten, z. B. der Sachsen
im 4., der Dänen im 6. und der Normannen im 8. Jahrhunderte möglich. (Zur
Zeit Gäsars waren noch Segel aus Tierfellen im Gebrauch, wie er von den Ve-
netern in der Bretagne berichtet). Im Mittelalter erlangte der Flachs für
das deutsche Hauswesen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Fast jeder länd-
liche Haushalt zog seinen Flachsbedarf selbst, und das Spinnen und Weben galt
für alt und jung, für reich und arm als eine ehrende Beschäftigung, der sogar
Fürstentöchter (z. B. Karls des Gr.) mit Eifer oblagen. Die duftenden Laden
mit dem weissglänzenden Linnen waren der Stolz aller deutschen Frauen. Der
Handel mit Leinwand, der besonders nach Italien ging, wurde eine Hauptquelle
des Beichtums der deutschen Kaufleute (z. B. der Fugger in Augsburg). I m
letzten Jahrhundert ist in Deutschland der Flachsbau stark zurückge-
gangen. Manche Gegenden, in welchen er noch vor 10—20 Jahren in hoher
Blüte stand, erzeugen heute keine handvoll Flachs mehr. Seitdem die Flachs-
spinnerei vom Hand- zum Maschinenbetriebe übergegangen ist, werden an die
Güte der Flachsfaser höhere Anforderungen gestellt. Nur gut zubereiteter Flachs
von feiner und langer Faser, aus dem sich auch die teureren Garne verspinnen
lassen, erzielen noch ordentliche Preise, während schlechte Ware fast unverkäuf-
lich ist. Da aber in den meisten flachsbauenden Gegenden die Landwirte den
Fortschritten der Technik nicht folgten und ihrem Gewächse nach wie vor eine
schlechte Behandlung zu teil werden liessen, musste der Flachsbau unlohnend
werden, besonders da andere Länder, nämlich Belgien, Bussland und
Irland bessern Flachs zu liefern im stände waren. Gefördert wurde sein
Bückgang noch durch die Vorherrschaft, die in letzter die baumwollenen
Gewebe vor den leinenen behaupteten, und durch den Wettbewerb der Jute-
gewebe. Neuerdings sucht man staatlicherseits den Flachsbau wieder in
Deutschland zu h e b e n , indem man Einrichtungen (z. B. Flachsbereitungsanstalten,
Flachsmärkte) trifft, die einen lohnenden Betrieb desselben ermöglichen. Doch
wenn auch diese Bemühungen den ihnen zu wünschenden Erfolg haben sollten,
wenn Deutschland seinen Bedarf an Flachs (ü. d. jetzige Einfuhr s. i. d. Bück-
blicke nach) wieder selbst erzeugte und dessen Anbau eine neue Einnahmequelle
für den Landmann werden sollte, eins kommt niemals wieder, nämlich die Poesie, die
mit dem Spinnrade aus dem deutschen Bauern- und Bürgerhause verschwun-
den ist.
Der Flachs oder Lein wird zweitens der Oelgewinnung wegen ange-
baut. Das Leinöl ist unter den trocknenden Oelen wegen seiner Verwendung
zur Bereitung von Oelfarben, Firnis, Wachsleinwand u. s. w. das wichtigste.
Seine Gewinnung geschieht durch Auspressen und zwar entweder auf kaltem oder
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Oberitalien Italien Spaniens Galliens Germaniens Sachsen Bretagne Italien Augsburg Deutschland Belgien Irland Deutschland Deutschland
116
Die deutschen Landschaften.
auf heissem Wege. Kalt ausgepresst liefert der Leinsamen zwar nur 21—22 pgt.
Leinöl vom Gewichte gegenüber 28 pgt. bei der heissen Auspressung; doch ist
das auf erstere Art gewonnene Oel klarer und besser, und wertvoller sind auch
die Rückstände, die als Viehfutter Verwenduug finden.
Wie die Verwendung der Flachsfaser zu Gespinnsten und Geweben, so ist
auch die des öligen Leinsamens zur Nahrung und Gewinnung des Lein-
öls in der ganzen Geschichte des Menschengeschlechtes von grosser Wichtigkeit
gewesen. Bei den alten Griechen diente die Leinsaat ebenso wie die Mohn-
und Seesamkörner zur Bereitung eines Gebäckes. Sie wurde zu diesem Zwecke
mit Honig eingekocht. Bei vielen Völkern wurde der Flachs nur der Samenge-
winnung wegen angebaut, z. B. bei den Skythen. Solches geschieht heute noch
in Indien und Abessini en. Da die bei der Fasergewinnung geernteten un-
reifen Leinsamen einen geringen Wert haben, wird in den meisten flachsbauen-
den Ländern, so auch in Deutschland, die Leinpflanze noch besonders zum
alleinigen Zwecke der Oelgewinnung angebaut. (Ueber Umfang des Anbaues in
Deutschland, sowie der Einfuhr s. i. Rückblick nach).
Da der Ackerbau wenig lohnend ist, sind die Bewohner des
Fichtelgebirges gezwungen, sich noch andern Erwerb zu suchen.
Viele finden diesen durch das Sammeln v o n Preisseibeeren.
Ferner haben sich als Erwerbszweige Spinnerei und Weberei
eingebürgert, für deren Aufblühen der Flachsbau die Grund-
lage gebildet hat.
Das Fichtelgebirge ist reich an wertvollem Gestein ; besonders
liefert der Granit schöne Bausteine. — Betrieb von zahl-
reichen Granitbrüchen.
Auch Eisen ist vorhanden und wird bergmännisch gewon-
nen, während die frühere Gewinnung von Gold, Silber und Kupfer
längst aufgehört hat. — Bergbau auf Eisen.
Das F i c h t e 1 g e b i r g e ist verhältnismässig stark bevöl-
kert (60 E. auf 1 qkm). Der frühere Reichtum an wertvollen
Erzen mag wohl die starke Besiedelung hervorgerufen haben. Jetzt
reichen die Erwerbsquellen nicht mehr hin, um die zahlreiche Be-
völkerung des Gebirgslandes gut zu ernähren, und diese kann sich
keines besonderen Wohlstandes erfreuen.
Das böhmisch-bayerische Waldgebirge.
Das böhmisch-bayerische Waldgebirge setzt so-
wohl durch seine Unwegsamkeit als auch durch die Rau-
heit seines Klimas, besonders in dem höhern Teile, dem
eigentlichen Böhmer Walde, wo es auch an tief einschneiden-
den Thälern fehlt, dem Vordringen der menschlichen Kultur die
grössten Hindernisse entgegen: es ist das am wenigsten ange-
baute Gebirge Deutschlands.
Nur die südlichen Abhänge besitzen ein milderes
Klima. — Daselbst Getreidebau, Flachsbau, Obstzucht
und in warmen Lagen selbst etwas Weinbau.
Auf dem Gebirge selbst hat sich infolge der grossen
Feuchtigkeit (jährliche Regenmenge über 100 cm) und der
bedeutenden Nährkraft des Bodens (die Verwitterungserde
des Granites und des Gneises ist reich an Nährsalzen) der Holz-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Deutschland Deutschland Deutschlands
Das schwäbisch-fränkische Stufenland.
145
Der Tabak, aus dessen Blättern der Rauchtabak und der Schnupftabak
bereitet werden, stammt aus den heissen Ländern Amerikas. Sein Anbau ist
deshalb nur in Gegenden mit mildem Klima (mit Weinklima) möglich und
verlangt auch dort noch eine gr o s se S o r g f a 11. Die Zucht der jungen Tabab-
pflänzrhen muss, weil bei uns die Witterung im Frühling zu kalt ist, in Miss-
beeten geschehen, und der Acker, auf welchen sie verpflanzt werden sollen, ver-
langt eine gartenmässige Bearbeitung. Ein kalkhaltiger und etwas san-
diger, also sich schnell erwärmender Lehmboden ist zum Tabakbau am
geeignetsten.
Die erste Kunde von dem Tabak brachte Kolumbus nach Europa, der
die Sitte des Tabakrauchens bei den Eingeborenen von Cuba vorfand. Die
Bezeichnung Tabaco für cylinderförmig zusammengerollte Tabakshlätter, also
für eine Art Cigarren, gab Anlass zur Benennung der Pflanze. Im Jahre 1511
kamen die ersten Tabakpflanzen nach Furopa und zwar nach Portugal und
Spanien. Der spanische Arzt und Botaniker Nie. Menardes rühmte in
seinem Buche über Westindien die heilkräftigen Eigenschaften des Tabaks, der
nun als Arznei- und Wunderkraut bald viel angepflanzt wurde. Der französische
Gesandte Ni cot in Lissabon (nach ihm benannte Linné die Pflanze Nicotiana)
schickte im Jahre 1560 Tabaksamen nach Paris.
Die Sitte des Tabakrauchens, sowie des Tabakschnupfens ver-
breitete sich von Portugal und Spanien aus schnell über ganz Europa, obgleich
die weltlichen und besonders die geistlichen Behörden sehr dagegen eiferten.
In Deutschland trug wesentlich der 30jährige Krieg zu ihrer allgemeinen Ver-
breitung bei.
Als der Verbrauch des Tabaks in Europa bedeutend zunahm, suchte man
ihn auch überall im eigenen Lande anzupflanzen. In einigen Gegenden
Deutschlands (s. Bückblick) hat sein Anbau einen ziemlich beträchtlichen
Umfang angenommen. Die bessern Tabaksorten, die sich durch ein feines Aroma
auszeichnen, müssen jedoch aus wärmerem Ländern bezogen werden ; sie kom-
men besonders aus Amerika, dem Heimatlande des Tabaks. Zur weitern
Verarbeitung teils des im Lande selbst geernteten, teils des eingeführten Koh-
tabaks entwickelte sich im Laufe derzeit ein ausgedehntes Gewerbe, aus dem
heute Hunderttausende Menschen ihren Broterwerb schöpfen.
An der untern R e d n i t z ; in dem Thalkessel von ßamber g,
ist der Boden sehr fruchtbar. Da die Gegend infolge der ge-
schützten Lage auch ein mildes Klima hat, können in ihr der
Gemüse- und Obstbau mit gutem Erfolge betrieben werden. In
der Nähe von Bamberg liegen am rechten Ufer der Rednitz 500 Gärt-
nereien. Ueber 100 000 Ctr. Gemüse werden jährlich versandt. —
Einträglicher Gemüse- und Obstbau.
Die Rindviehzucht wird in dem ganzen Gebiete stark
betrieben, und der Viehbestand ist nur wenig geringer als im
Neckarlande. — Ziemlich bedeutende Viehzucht.
In dem Gebiete giebt es zwei bedeutende Gewerbebezirke.
In den Städten Bamberg (35 815 E.), Bayreuth (24556 E.)
und Kulm bach, sowie in der Stadt Hof (24 455 E.) im süd-
lichen Teile des Franken Waldes, blühen Spinnerei und Weberei.
Hauptsächlich wird Baumwolle verarbeitet, in zweiter Linie W o 11 e.
In den genannten Städten giebt es hierfür grossartige Fabrikbetriebe.
In Kulmbach blüht auch das Brauereigewerbe.
Im Gebiete der Rednitz liegen die gewerbreichen Städte
Nürnberg, Fürth, Erlangen und Ansbach. Nürnberg
(142 590 E., im Mittelalter durch bedeutende Geschützgiesserei be-
rühmt) hat eine mannigfaltige G e w e r b t h ä t i gk e i t. Die
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Cuba Furopa Portugal Spanien Westindien Lissabon Paris Portugal Spanien Europa Deutschland Europa Deutschlands Amerika Bamberg Städten_Bamberg_( Bayreuth Kulm Kulmbach Ansbach
Das rheiu. Schiefergebirge- und die niederrhein. Tiefebene. 219
gewonnenen Rohstoffe, wie die Käsebereitung, die Zucker-
siederei, das Tabakgewerbe, die Flachsspinnerei (der
Flachsbau ist gegenwärtig aber fast ganz aufgegeben), teils sind
sie selbständig aufgeblüht, wie das Baumwollen - und Seiden-
gewerbe.
Mit der Käsebereitung beschäftigt man sich in den vieh-
reichen Gegenden des Niederrheins, besonders in dem Kemp e-
ner Land. Der dort bereitete Käse wird aber unter dem Namen
„Holländer Käse" in den Handel gebracht.
Die Zuckerfabriken liegen verteilt im Lande. Für ihre An-
lage sind die fruchtbarsten Gegenden, wo ein starker Zucker-
rübenbau möglich ist, ausgewählt worden. An dieser Stelle sei
auch die weltberühmte und grosse Schokoladenfabrik von
S to 11 werk in Köln erwähnt. Als Rohstoffe zur Herstellung der
Schokolade dienen geröstete und geschälte Kakaobohnen, sowie
Zucker, Gewürze und mehlige Stoffe.
Das Tabakgewerbe wird vornehmlich im nö r d Ii chen Teile
der niederr h einschen Tiefebene betrieben, wo auch der
Tabakbau zu hause ist. Unter den Städten, wo dieses Gewerbe
seinen Sitz hat, muss an erster Stelle D u i s b ur g genannt werden.
Das Flachsgewerbe blüht in Viersen, wo zahlreiche und
grosse Spinnereien im Betriebe sind, die jedoch jetzt fremden
Flachs verarbeiten.
Das Baumwollgewerbe hat seinen Hauptsitz in M ii n c h e n-
Gladbach und den umliegenden Städten R h e y d t, O d e n k i r che n
und Wickrath. Besonders giebt es in München-Gladbach
grossartige Fabrikanlagen, und sein weites Häusermeer
mit den vielen, fast unzähligen, hohen Kaminen zeigt mehr als andere
gewerbreiche Städte das eigenartige Bild einer Fabrik-
stadt. Eine grosse Baumwollenspinnerei befindet sich auch in
Köln.
Der Mittelpunkt des Seidengewerbes ist Krefeld. Es blüht
dort schon seit mehr als zweihundert Jahren. Von Krefeld ver-
breitete es sich auch auf die ganze Umgegend, die heute zu-
sammen einen einzigen grossen Weberbezirk bildet. Die
Billigkeit des Lohnes auf den umliegenden Ortschaften gegenüber
den hohen Löhnen, die in der Stadt gezahlt werden müssen, war
die Ursache dieser Ausbreitung des Gewerbes. Während auf dem
Lande mehr die billige Ware verfertigt wird, hat die Kunst-
weberei, die Ja c q u a r d w e b e r e i, in Krefeld selbst ihren Sitz
behalten. Auch die Seidenwebereien, die sich heute in Elber-
feld und Barmen, wo dieses Gewerbe eine Zeit lang festen
Fuss gefasst hatte, sowie in Hilden und Haan bei Düsseldorf,
in Mülheim a. Rhein, Viersen, Gladbach, Rheydt und
Köln befinden, sind von Krefeld aus dorthin verpflanzt worden.
Die Anfänge dieses hoch entwickelten Gewerbes reichen in das sieb-
zehnte Jahrhundert zurück. Zwischen den Jahren 1665—1680 wanderte in K re-
tel d ein Kaufmann namens von der Leyen ein, der dem mennonitischen Be-
kenntnisse angehörte und dort eine freie Ausübung seiner Religion zu linden
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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Die Westalpen und das Rhônegebiet.
113
der Erde auf Wunsch geliefert werden. In Verbindung hiermit
steht die Bereitung von süssen Liqueur en, die der Süd-
franzose so sehr liebt.
Ein Gefährte des Weinstocks, der ebenfalls die Sonnen-
glut liebt, lange Dürren ertragen kann und an den Boden keine
grossen Anforderungen stellt, ist der Ölbaum. Sein Anbau bildet
wohl die zweit wichtigst e Kultur des Gebietes, jedoch dringt
er bloss bis zur Mitte zwischen Marseille und Lyon vor und be-
schränkt sich auf die Gegend, in der, an den warmen Gestaden
des Mittelmeeres, die Win ter fr öste nicht zu stark auftreten.
Gegen diese ist er empfindlicher als der Weinstock. Die
Früchte des Ölbaumes dienen zur Gewinnung des wertvollen
Olivenöls. Einer der Hauptplätze für den Handel mit Oli-
venöl ist das Städtchen A ix (spr. äh). Wie sich auf den Wein-
bau auch die Kunst wein- und Liqueurfabrikation gründet, so schliesst
sich an die Gewinnung des Olivenöls die Bereitung von wohl-
riechenden Ölen und von Seifen. Hauptsitz dieser Industrie-
zweige ist die Stadt Marseille (475 000 E.). Zur Seifenberei-
tung wird das minderwertigere Olivenöl gebraucht. Diese In-
dustrie Marseille's ist so bedeutend, dass die einheimische Ernte
nicht ausreicht und noch eine bedeutende Einfuhr von Olivenöl
nötig ist.
Der Ölbaum und seine Kultur.
Der Ölbaum stammt aus Syrien und dem südlichen Kleinasien.
Er gewann schon im Altertum eine grosse Verbreitung. Einen trocke-
nen Boden, besonders einen etwas sandigen mit kalkiger Unterlage liebend, fand
er im ganzen Mittelmeer gebiete eine günstige Landschaft und auch ein ge-
eignetes, nämlich warmes und sonniges Klima. Wegen des vorzüglichen Öles,
das aus seinen Früchten gewonnen wird, war er bei allen Völkern hochgeschätzt
als „Prima omnium arborum", als der „Erste unter allen Bäumen". Zu-
nächst verbreitete sich der Ölbaum über Vorderasien. In Palästina ge-
wann er, wie die Bibel berichtet, schon sehr frühe hohe Bedeutung. In Babylon
war er nicht heimisch, wie Herodot berichtet ; desgleichen fand er in Ägypten
wegen der Überschwemmungen keine Verbreitung. Die Athener berichten von
einer Zeit, da der Ölbaum auch bei ihnen noch nicht bekannt war. Seine Ver-
pflanzung nach Griechenland fällt in die Zeit der Entstehung der homeri-
schen Gesänge. Damals erhielt ihn auch die Insel Kreta, die noch heute
eine wichtige Anbaustätte des Ölbaums ist. Die Phönizier oder die Griechen
brachten ihn nach Sicilien und Sardinien, vielleicht auch schon nach den
Kanarischen Inseln. Von diesen wird aber sein Vorkommen erst im 15. Jahr-
hundert erwähnt. In Italien fand die Einführung des Ölbaumes zur Zeit des
Tarquinius, also im 6. Jahrhundert v. Chr., statt. Im 1. christlichen Jahrhun-
dert war er dort schon so verbreitet, dass Plinius Italien das ölreichste Land
nannte. Mit der Ausbreitung des Römerreichs hielt auch die des Ölbaums bei-
nahe gleichen Schritt; die klimatische Ungunst nördlicher Gebiete zog ihm aber
etwas engere Grenzen als dem Weinstock. Die Provence und viele Land-
striche in Spanien waren für seine Kultur geeignet, erhielten und behielten
ihn. Auch in den Atlasländern wird er viel angebaut. In neuerer Zeit
ist er lerner nach Peru, Argentinien und Chile verpflanzt worden.
Der Ölbaum ist in seiner äusseren Erscheinung kein schöner Baum.
Mit seinen fahlgrünen Blättern ähnelt er am meisten der Weide. Durch
den Schnitt erhält der Baum ein krüppelhaftes Aussehen. Durch ihn
wird aber die Ertragsfähigkeit erhöht. Die Vermehrung findet durch Wurzel-
Kerp, begriind.-vergl eich. Erdkunde, Ii. Bd.
8
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Züge aus dem Kulturbilde der Erde.
109
dampfergesellschaft. Diese benutzte zu ihrem Betriebe zunächst die durch
die Beendigung jenes Krieges frei gewordenen Transportdampfer, wird aber nach
Fertigstellung einer grösseren Anzahl von Ozeandampfern der neuesten Bauart
über eine vorzügliche Handelsflotte verfügen. Bald wird also ein neuer Wett-
bewerber auf der Bühne des Welthandels auftreten und ausser den
ihm benachbarten Handelsplätzen Ostasiens auch den indischen, europäischen,
nordamerikanischen und australischen Märkten die Erzeugnisse seines Fleisses
und seiner Geschicklichkeit in grösserer Reichhaltigkeit anbieten.
b) Die natürlichen Grundlagen für die Entwicklung Japans zu einem
Handelsstaate.
Der schnelle und, wie es scheint, mit der Zeit auch erfolgreiche
Wettbewerb Japans auf dem Gebiete des Handels ist nicht bloss eine
interessante, sondern auch sehr lehrreiche Erscheinung in dem Völker-
leben der Erde. Es müssen gewichtige Einflüsse vorliegen, die eine solche
Entwicklung möglich machten. Als einen bedeutungsvollen Umstand haben wir
zunächst den Reichtum des Landes an natürlichen Erzeugnissen
zu berücksichtigen. Auf die hohe Entwicklung des Pflanzenlebens im fernen
Inselreiche haben wir schon in dem früheren Beispiele „Das Monsungebiet
Südostasiens" hingewiesen. Dessen üppige Entfaltung ist es aber nicht allein,
die hier in Betracht zu ziehen ist, sondern auch die beträchtliche Zahl von
Gewächsen, die wertvolle Eigenschaften besitzen und in dem gewerblichen
Leben des japanischen Volkes eine grosse Rolle spielen können. In ihren
Wäldern finden die Japaner viele vorzügliche Hölzer, die den Fleiss einer ge-
schickten Hand dankbar lohnen; in dem Bambusrohr insbesondere besitzen
sie eine Pflanze, aus deren verholzten Halmen sich auf einfachste Weise tausen-
derlei Gebrauchsgegenstände verfertigen lassen; von dem Lackbaume (Rhus
vernicifera) gewinnen sie einen Lackstoff, der alle Lacke der Erde an Haltbar-
keit und Glanz übertrifft und den Weltruf ihrer Lackarbeiten begründete; von
der Reispflanze gewinnen sie nicht bloss das wichtigste aller Nahrungsmittel,
sondern in guten Erntejahren auch noch eine bedeutende Ausfuhr; der T hee-
strau ch liefert ihnen eine wichtige Handelsware für Nordamerika ^dieses Land
all ein ist der Markt für den grünen japanischen Thee); der Maulbeerbaum
gestattet die grosse Ausdehnung der Seidenraupenzucht, welche die Grundlage
für eine wichtige Ausfuhrindustrie, das Seidengewerbe, geworden ist; der
Kampferbaum enthält in seinem Holze den sehr geschätzten Kampfer; die
tierischen und pflanzlichen Erzeugnisse des japanischen Meeres
spielen eine grosse Rolle nicht bloss für die Volksernährung, sondern auch für
die Ausfuhr, besonders nach China; das Erzvorkommen in dem Lande er-
möglichte schon in alter Zeit eine hohe Entwicklung der Bronze-Industrie
und ist in neuerer Zeit für die Nachahmung des europäischen Maschinenbaues
wichtig geworden, obschon der Metallreichtum nicht so bedeutend ist, wie man
noch vor kurzem annahm; die vorhandenen Kohlenfelder dürften auch ge-
nügen für die weitere Ausdehnung der Fabrikbetriebe, zumal die Dampfkraft
durch reiche Wasserkräfte eine wertvolle Ergänzung findet.
Wir sehen hieraus, dass Japan von der Natur reich mit Gaben
ausgerüstet wurde, um an der Versorgung des Welthandelsmarktes teilnehmen
zu können. Der Eintritt unter die Handelsstaaten der Erde war aber noch von
anderen Verhältnissen abhängig. Die Entwicklung zu einem schiffahrt-
treibenden Volke musste schon gegeben sein und war es in der Tat. Als
Inselbewohner lernten die Japaner den Kampf mit dem Meere bestehen,
als ein Volk, das seine Nahrung zum Teil in den umgebenden fischreichen Meeres-
gebieten suchte, war es schon für seine zukünftige Aufgabe vorgebildet. Darum
trennt auch nicht die weite Wasserfläche des Ozeans Japan von den übrigen
Ländern der Erde, sondern öffnet ihm die verbindenden Seewege selbst nach
den fernsten Handelsplätzen der Erde. In dieser Beziehung, sowie inbezug auf
den Unternehmungsgeist des japanischen Volkes ist der Vergleich mit Eng-
land berechtigt. Es rüstet sich also Japan an der fernen Küste des grossen
Ozeans zu einer Aufgabe, die ihm nicht bloss sein vorwärtsstrebender
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Extrahierte Ortsnamen: Ostasiens Japans Japans Nordamerika China Japan Japan Japan
Tierische Erzeugnisse.
117
i) Öl. Von den ölliefernden Pflanzen besitzen die Mittelmeerländer § 140.
den Ölbaum, die übrigen europäischen Länder Raps und Lein, die
warmen Länder und die Tropen die Baumwollstande und die Palmen-
arten. Deutschland führte 1906 für 200 Mill. M. mehr Öl und öl-
liefernde Produkte ein als aus.
Ii) Holz. In Europa besitzen Rußland, Skandinavien und Öfter- § 141.
reich in ihren großen Waldungen mehr Holz als sie verbrauchen.
Deutschland hat eiueu großeu Mehrbedarf au Holz, für den es
1906 über 250 Mill. M. zahlen mußte.
2. Tierische Erzeugnisse.
a) Tiere, Fleisch, Eier, Butter, Käse, Schmalz und Talg. § 142.
Viele Gegenden Deutschlands sind für die Viehzucht zu wertvoll ge-
worden. Deshalb muß Deutschland viele tierische Erzeugnisse einführen.
Die Hauptgebiete der Viehzucht siud heute die trockenen Grasländer
Amerikas, Südafrikas und Australiens. Für die Rinderzucht sind auch
Dänemark, Südschweden, Finnland, Rußland und Sibirien wichtig.
1906 zahlte Deutschland für eingeführtes Vieh über 200, für Federvieh
50, für Fleisch 25, Eier 120, Butter 70, Käse 20, Schmalz und Öl-
margarine 130 und Talg 16, zusammen 630 Mill. Jh.
b) Häute, Därme, Wolle, Pelzwerk. Auch für diese Erzeug- § 143.
uisse mußte Deutschland 1906 viel Geld ausgeben, für Häute 175,
Haare vou Pferdeu 4, Därme 25, Schafswolle 270, Wolleugaru 60
und für Pelzwerk und Felle 70 Mill. M., zusammen über 600 Mill. Ms.
Aus Häuten und Wolle erzielt die Industrie aber wieder große Ein-
nahmen. Deutschland führte für 170 Mill. Ms. Leder und Lederwaren
und für 160 Mill. Ms. Wollwaren mehr aus als ein.
c) Fische. Die deutsche Fischerei vermag den Bedarf ebenfalls § 144.
nicht zu decken. Deutschland führte, hauptsächlich aus Norwegen, für
75 Mill. Jis Fische und 7 Mill. M. Tran ein. Die wichtigsten Fisch-
fang gebiete der Erde sind außer der Westküste Norwegens die Bank
von Neu-Fundland und das Chinesische Meer.
d) Seide. Die Seidenzncht wird am stärksten in China und § 145.
Japan betrieben. Von europäischen Ländern sind besonders Italien und
Frankreich zu nennen. Deutschland führte 1906 für 130 Mill. Ms. mehr
Seide ein als ans, aber für 120 Mill. M. mehr Seidenwaren ans als ein.
3. Mineralische Erzeugnisse.
a) Platiua, Gold und Silber. An Platina liefert der Ural § 146.
den ganzen Weltbedarf. Die wichtigsten Goldländer der Gegenwart
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Extrahierte Personennamen: M.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Skandinavien Deutschland Deutschlands Deutschland Amerikas Australiens Finnland Sibirien Deutschland Deutschland Pferdeu Wolleugaru Deutschland Deutschland Norwegen Norwegens China Japan Italien Frankreich Deutschland Platina